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Briefe und Karten für den Schlussspurt

Noch immer kämpfen die Bad Belziger um den Erhalt der Geburtshilfe-Abteilung

Etwa 300 Menschen sind am 19. März dem Aufruf des Bürgerbündnis zu einer Kundgebung auf dem Marktplatz gefolgt. / Fotos: O.Präger
Notfall-Set für schwangere Flämingerinnen ab der 25. Schwangerschaftswoche.
Wer möchte, kann die Postkarten auch selbst ausdrucken und verschicken (siehe Textende).

Im Zentrum von Bad Belzig überspannen dieser Tage Transparente die Straßen. Darauf zu sehen ist eine Krabbelgruppe. Erst beim genaueren Hinschauen erkennt man, dass auf einige der abgebildeten Babykörper die Köpfe älterer Herren montiert sind. Man erkennt Wolfgang Blasig, den Landrat von Potsdam-Mittelmark, Jann Jakobs, den Oberbürgermeister von Potsdam, und Steffen Grebner, den Geschäftsführer der Potsdamer Klinik Ernst von Bergmann. Sie werden dafür verantwortlich gemacht, dass das Krankenhaus von Bad Belzig bald keine Geburtsstation mehr haben könnte.

Der Tag der Schließung sollte der 1. April sein. Inzwischen hat das Gesundheitsministerium nach Gesprächen mit Bürgermeistern der betroffenen Region allerdings den Termin der endgültigen Rücknahme des Versorgungsauftrages - sprich des Betreibens der Geburtsstation - in den Juni gelegt. Bis dahin will sich das Ministerium Zeit nehmen, den Antrag der Krakenhausleitung zur Schließung der Station zu prüfen.

Die Krankenhausführung hält sich bisher stur an den bereits im Dezember gefassten Beschluss und macht den Eindruck zu versuchen, irgendwie über die Zeit zu kommen.
Angesetzte Expertenrunden, bei denen die Klinik sowie ärztliche Verantwortungsträger sowie Hebammen zu Lösungen kommen wollen, werden von ihr kurzerhand abgesagt.
Die Kinderärzte Bad Belzigs haben dem Geschäftsführer mehrfach Vertragsentwürfe zur Absicherung der ärztlichen Versorgung vorgelegt, andere Mitstreiter haben Äzte von außerhalb angeworben. Das alles scheint an Grebner abzuperlen wie an einer Teflon-Beschichtung. Er zieht sich immer wieder zurück auf die Befürwortung des sogenannten skandinavischen Modells, nach dem diese Einrichtungen zentralisiert werden. Doch Skandinavien ist geprägt von Landstrichen, deren Bevölkerungsdichte oft noch weit unter der liegt, die der Fläming aufweist. Im Grunde geht es wohl nicht um das Modell aus Schweden, sondern um Geld, das man nicht ausgeben will und um Veranwortung, die man nicht tragen will.
Ob aufgrund der Verschiebung der endgültigen Rücknahme des Versorgungsauftrages Grebners Plan aufgehen kann, muss wohl wieder als offen betrachtet werden. Jetzt liegt ihm ein Übernahmeangebot der Brandenburger Klinik zum Betreiben der Bad Belziger Geburtshilfe und der Gynäkologie vor, erarbeitet vom Chefarzt der Frauenklinik Dr. Peter Ledwon. Hierzu wird er sich verhalten müssen!

Und welche Taktik verfolgt Landrat Blasig? Eigentlich müsste er, ginge es ihm um die Daseinsvorsorge des südlichen Landkreises, mit der Bad Belziger Bürgermeisterin auf der anderen Seite der "Barrikade" stehen. Stattdessen hört man von seiner Seite nur Warnungen vor verfrühtem Optimismus, etwa als die Potsdamer Stadtverordneten als Vertreter des Haupteigners der Klinik einstmmig für den Erhalt der Station stimmten. Oder er wiegelt ab, verzögert und, was schwerwiegender ist, er verschwieg dem Aufsichtsrat der Krankenhausgesellschaft, dessen stellvertretender Vorsitzender er ist, bereits im Januar die Absicht, die Geburtsstation zu schließen. Obwohl sie bereits durch die Geschäftsführung beschlossen war.

Thomas Singer, Fraktionsvorsitzender der LINKEN im Kreistag Potsdam-Mittelmark, hat dem Landrat Fragen über seine Bemühungen bei der Umsetzung des Kreistagsbeschlusses vom 26. Februar eingereicht. Unter anderem will er wissen, ob der Hauptgesellschafter von dem Geschäftsführer konkrete Aktivitäten zum Erhalt der Entbindungsstation gefordert hat und mit welchen Forderungen er diese akute Frage der Daseinsvorsorge im Sinne der Bad Belziger Mütter in der bevorstehenden Aufsichtsratssitzung am 27. März vertreten wolle. Eine Antwort steht nach  unseren Informationen noch aus.

Das Bürgerbündnis ist zur Zeit dabei, zu diesem Termin eine Postkartenaktion zu organisieren, mit der Blasig und Jakobs auffordert werden, die Beschlüsse des Kreistages bzw. der Potsdamer Stadtverordneten zum Erhalt der Geburtenstation umzusetzen. 1400 Postkarten werden dafür bereit gestellt. Zudem wird jedes Aufsichtsratsmitglied persönlich angeschrieben.

Trotz der Verlängerung bis Juni bleibt die Tatsache bestehen, dass das, was erst einmal geschlossen wurde, nur mit großer Mühe wieder aktiviert werden kann.

Vielleicht besinnt man sich in den kommenden Wochen doch noch darauf, was die LINKE-Fraktion von Bad Belzig in einer Pressemitteilung bereits am 24. Februar prophezeite: "Nach einer Schließung der Geburtshilfe wird viel Geld erforderlich sein. Fördermittel für Projekte, um junge Familien hier zu halten, um einen neuen Kreißsaal in Potsdam zu bauen, um Apartments und Shuttles zu bezahlen. Warum dann nicht zur Aufrechterhaltung dieses Angebotes das Geld vor Ort einsetzen?". Dann sollten die Kinder auf den Transparenten doch nicht zu den letzten gehören, die in Bad Belzig geboren wurden.

Olaf Präger
LINKE Bad Belzig

Zum Herunterladen und Ausdrucken:

Postkarte vorn
Postkarte Rückseite an W. Blasig
Postkarte Rückseite an J. Jakobs


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